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DAS INQA-Audit bringt Themen in die Umsetzung

Bärbel Rosensträter, 1. Kreisrätin Landkreis Osnabrück, zu ihren Erfahrungen im 1. und 2. Audit

Der Landkreis Osnabrück hat rund 360.000 Einwohner und ist der zweitgrößte Landkreis in Niedersachsen. 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beim „Landkreis-Konzern“ beschäftigt, davon 1.250 in der Kernverwaltung. Am 21. November 2019 bekam der Landkreis Osnabrück als erste kommunale Verwaltung nach erfolgreichem Reaudit das Zertifikat „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ zum zweiten Mal verliehen.

Kreisrätin Bärbel Rosensträter schildert, wie die Landkreisverwaltung die beiden intensiven Auditprozesse erlebt hat.

Frau Rosensträter, haben Sie im zweiten Auditprozess etwas anders gemacht als im ersten?

Wir haben nichts anders gemacht. Grundsätzlich: Wir freuen uns sehr, dass wir der erste öffentliche Arbeitgeber sind, der reauditiert wurde. Das zeigt, welchen langen Atem man haben muss, um Change-Prozesse im eigenen Betrieb gut zu bearbeiten, nämlich sozialpartnerschaftlich, beteiligungsorientiert und immer die betrieblichen und gesellschaftlichen Entwicklungen gut im Blick habend.

Dennoch haben sie den Prozess ein zweites Mal „auf sich genommen“.

Wir wollen einen guten Service für unsere Bürgerinnen und Bürger bieten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne machen. Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen. Wir sind es gewohnt, Steuerungskreisläufe zu durchlaufen, um Innovationen zu erreichen. Das Schöne am Audit ist jedoch, dass es sehr strukturiert ist und man sich keine Gedanken über die Vorgehensweise machen muss. Man bekommt durch die Prozessbegleitung einen Schulterblick. Die Offenheit für einen solchen Prozess muss allerdings da sein, auf oberster Führungsebene ebenso wie auf Seiten der Personalvertretung. Aber das INQA-Audit ist ein echter Treiber für die Entwicklung. Damit ist es sehr lohnend, sich dieses Instruments zu bedienen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir haben uns an der Mitarbeiterbefragung orientiert – an den Anliegen, die unsere Kolleginnen und Kollegen haben. Da geht es beispielsweise um selbstständiges Arbeiten – einen Arbeitsplatz zu haben, der umfänglich, mit viel Engagement und mit viel eigener Verantwortung wahrgenommen werden kann. Es geht viel um Gesundheit. Ein moderner Arbeitgeber braucht ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement.
Wir als öffentlicher Arbeitgeber haben in vielen Themen die Herausforderung, dass wir gar nicht frei, sondern sowohl an den öffentlichen Tarif, als auch an teils sehr enge Vorgaben gebunden sind. Trotzdem ganz aktiv in einem Prozess in eine Umsetzung zu kommen, davon waren beide Audits geprägt. Auf der Auditierungsveranstaltung wurden wir im bundesweiten Vergleich sehr darin bestätigt: es gab keinen vorgestellten neuen Ansatz, den wir nicht auch für die Kreisverwaltung schon in der Umsetzung bzw. im Blick haben.

Können Sie einige Maßnahmen nennen die Sie umgesetzt haben?

In der Säule Gesundheit haben wir ein Angebot für sportliche Aktivitäten umgesetzt, wir sind intensiv am Job-Rad (Fahrradleasing, Anmerkung der Redaktion) dran. Kommunikation, Wertschätzung, Führung sind stets aktuelle Themen. Diese mit dem Hintergrund immer größerer Aufgabenfüllen für die Kommunalverwaltung zu bearbeiten, war Kernpunkt des Reaudits.

Was haben Sie in der INQA-Säule Wissen & Kompetenz umgesetzt?

Die große Fluktuation zwingt uns, Strategien zu entwickeln. Beispielsweise ein digital gestütztes Wissensmanagement aufzubauen, das die Aufgabenübergabe einfacher macht. Hier sind wir auf dem Weg, wir haben das Konzept entwickelt. Wir sind noch weit davon entfernt, dies für jeden Arbeitsplatz umgesetzt zu haben. Zukunftsfähigkeit ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in dem wir viel lernen, der durch das Audit angestoßen wurde, im Reaudit nochmals verstärkt aufgenommen wurde und der weitergeht.

Wie erlebten Ihre Kolleginnen und Kollegen die beiden Auditprozesse?

Grundsätzlich: Die Umsetzung muss tatsächlich ankommen und vor Ort erlebt werden. Mitarbeiterbindung wird nicht durch das Konzept erreicht, sondern durch die Umsetzung. Das Konzept des INQA-Audits hilft sehr dabei, in die echte Umsetzung zu kommen und dabei auf die richtigen Instrumente zu setzen. Die Kolleginnen und Kollegen sehen und bemerken, dass ihr Arbeitgeber gemeinsam mit dem Personalrat sehr intensiv an den einzelnen Herausforderungen arbeitet.

Was raten Sie anderen Verwaltungskollegen?

Bedienen Sie sich auf jeden Fall des INQA-Audit-Konzepts. Es ist ein Booster für die eigene Entwicklung, es ist eine wirkliche Stütze für die Sozialpartnerschaftlichkeit in einer Verwaltung und es ist vor allen Dingen eine Hilfe bei der Notwendigkeit, den gesellschaftlichen Wandel anzugehen, um unseren Bürgerinnen und Bürgern und unseren eigenen Kolleginnen und Kollegen auch zukünftig gerecht werden zu können.

Andererseits sind viele kommunale Aufgabenstrukturen von einer hohen Belastungssituation geprägt: höhere Fallzahlen, komplexere Rahmenbedingungen und ein gesellschaftlicher Wandel bei den Kundinnen und Kunden mit direktem Einfluss auf deren Erwartungen sind einige Ursachen dafür. In dieser Arbeitsdichte ist es eine außerordentliche Herausforderung, die neuen Instrumente an jeden Arbeitsplatz zu bringen. Da liegt auch vor uns noch eine lange Strecke, die wir gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen gehen wollen. Und in einigen Bereichen werden die aktuellen personellen Ressourcen dafür nicht ausreichen. Die Schaffung neuer Stellen dafür ist allerdings auch nur bedingt zu realisieren. Bei dieser Herausforderung hilft dann das INQA-Audit leider nicht direkt, kann aber Argumentationen gut unterstützen!

25.02.2021