Die drei Kommunen Lutter am Barenberge, Liebenburg und Langelsheim werden mit dem INQA-Audit zum Vorbild in der interkommunalen Zusammenarbeit.
Ländliche Kommunen trifft der demografische Wandel besonders hart
Fachkräftemangel muss nicht hingenommen werden
Interkommunale Zusammenarbeit auf dem Weg in die Zukunft
Drei Kommunen im Vorharz stemmen sich mit dem Audit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gegen den Fachkräftemangel und werden zum Vorbild funktionierender interkommunaler Zusammenarbeit.
Sie liegen umgeben von sanften Hügeln und Wäldern im Vorharz: die Kommunen Lutter am Barenberge, Liebenburg und die Stadt Langelsheim. Die Region hat einen großen Erholungsfaktor. Doch wenn es um Arbeitskräfte für die Verwaltung geht, wird die ländliche Idylle zum Problem. „Wir stehen bei der Fachkräftegewinnung nicht nur in Konkurrenz zur Wirtschaft, sondern auch zu Angeboten umliegender größerer Arbeitgeber der öffentlichen Verwaltung, zum Beispiel Landes- und Bundesbehörden oder Stadt- oder Landkreisverwaltungen in Goslar, Salzgitter oder Braunschweig“, sagt Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse. „Es ist bereits absehbar, dass sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärft und Wissen weiter verloren geht.“ Wie ihm geht es vielen Gemeinden auf dem deutschen Land. Zum Bewältigen immer komplexerer Verwaltungsaufgaben gibt es immer weniger Fachkräfte. Doch Jammern ist nicht Hesses Ding. „Wir können aktiv handeln und gegensteuern. Wir müssen uns zuallererst um die bestehende Belegschaft kümmern. Ist sie psychisch und physisch gesund und motiviert, trägt sie entscheidend zu unserem positiven Arbeitgeberimage bei.“
Synergien durch interkommunale Zusammenarbeit
Einen weiteren starken Hebel gegen den Fachkräftemangel sieht Hesse in der interkommunalen Zusammenarbeit. Hesse: „Das Nutzen von Synergien wird gerade bei kleinen Kommunen mit angespannten Haushaltslagen und Mitarbeitermangel immer wieder gefordert. Doch trotz der Gleichartigkeit der Verwaltungsstrukturen scheitern Modelle in der Praxis oft am gegenseitigen Unverständnis für die Bedürfnisse der anderen.“ Einen ersten großen Schritt zur vertrauensvollen interkommunalen Zusammenarbeit machte Liebenburg mit der Teilnahme am Präventionsmodell des Braunschweigischen Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes (BS GUV). Im Präventionsmodell erarbeiten die Teilnehmer Maßnahmen in den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie. Hier tauschte sich Liebenburg mit den Nachbarkommunen Stadt Langelsheim und der Samtgemeinde Lutter am Barenberge aus.
INQA-Audit ergänzt Kassenangebot
„Begonnen hat unsere Kooperation im Mai 2018. Im Präventionsmodell entwickelten wir Ideen, die wir alleine nicht gehabt hätten“, erklärt Lutters Bürgermeister Bodo Mahns. Im Präventionsmodell lernten die Bürgermeister das Audit der Initiative Neue Qualität der Arbeit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ (siehe Infokasten) als ergänzende und weitergehende Maßnahme mit kompetenter externer Prozessbegleitung kennen. Entwickelt wurde es im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales von den Sozialpartnern, mit der Durchführung ist die Demografieagentur der Wirtschaft betraut. Für alle drei Bürgermeister war klar: Das Audit legt die Basis für eine umfassende interkommunale Zusammenarbeit und stärkt gleichzeitig die Unternehmenskultur und damit die Arbeitgebermarke aller drei Verwaltungen. Langelsheims Bürgermeister Ingo Henze fasst zusammen: „Wir finden das INQA-Audit aus drei Gründen ideal: Es wird von den Mitarbeitern selbst durchgeführt. Alle beschlossenen Maßnahmen haben dadurch eine viel höhere Akzeptanz in der Belegschaft. Personalthemen, die wir bereits durch das Präventionsmodell auf dem Schirm hatten, bringen wir in ‚Zukunftsfähige Unternehmenskultur’ ein und sparen Doppelarbeit. Uns war vor allem wichtig: Wir können das INQA-Audit zusammen machen und auch in den Handlungsfeldern Führung, Chancengleichheit und im Zeitalter der Digitalisierung vor allem beim entscheidenden Thema Wissen und Kompetenzen voneinander profitieren.“
Gemeinsam und individuell – Beides ist möglich
Die anonyme Mitarbeiterbefragung zu Beginn des Audits führte jede Verwaltung alleine durch. Für alle drei war es wichtig, den IST-Stand ihrer Unternehmenskultur zu bestimmen. Doch bereits zum Entwicklungsworkshop unter Leitung der externen Prozessbegleiterin Irene Stroot (Demografieagentur) kamen 30 Teilnehmer aus allen Arbeitsbereichen der drei Kommunen sowie Vertreter des GUV und der Krankenkassen zusammen. Die Teilnehmer teilten sich in interkommunale Kleingruppen auf. Basierend auf den Ergebnissen der Befragung wurde eine Vielzahl möglicher Ansatzpunkte diskutiert. Diese waren die Grundlage für die Benennung konkreter Maßnahmen „Es wurde offen, manchmal kontrovers aber immer wertschätzend diskutiert. Ich fand das beeindruckend“, so Irene Stroot. „Die Analyse der Befragung hat gezeigt, dass wir als 11.000-Einwohner-Stadt im Bereich Gesundheit noch nicht so weit sind wie die 8.000-Einwohner-Gemeinde Liebenburg. Das war für uns sehr interessant“, betont Ingo Henze.
Entscheidende Effekte
Gemeinsam beschloss die interkommunale Projektgruppe 18 Maßnahmen. Sie müssen in den kommenden zwei Jahren konsequent umgesetzt werden. Nur dann sind die Kommunen berechtigt, das Zertifikat „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ zu tragen. Verabschiedet wurden individuelle Maßnahmen jeder Kommune, aber auch zahlreiche Themen, welche zwei oder sogar „LaLiLu“ zusammen stemmen werden. Entstehen soll zum Beispiel ein interkommunales Leitbild für gesundes Führen oder ein gemeinsames Angebot an Gesundheitskursen. Im Bereich Weiterbildung wollen sich die drei Kommunen gemeinsam auf den Weg machen und beispielsweise das Lernen am Arbeitsplatz systematisieren. Wichtig ist für alle Drei, die Wertschätzung untereinander zu verbessern. Sie soll sich konkret in der täglichen Zusammenarbeit und im Umgang der Führungskräfte mit den Beschäftigten wiederspiegeln. Es soll zukünftig regelmäßige Dienstbesprechungen geben mit dem Ziel, die Information und Partizipation der Beschäftigten zu verbessern. Irene Stroot steht Liebenburg, Langelsheim und Lutter als Prozessbegleiterin die ganze Zeit weiter zur Seite. Durch die interkommunalen Workshops kann die Diplom-Pädagogin mehr Beratungstage anbieten und auch konkrete fachliche Expertise einbringen – ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit. Vereinbart wurde beispielsweise eine Beratung zur Steigerung der Qualität der Kinderbetreuung in den Tagesstätten durch Teamentwicklung und Weiterbildung. Die drei Bürgermeister sind bereits jetzt überzeugt: „Wir werden mittel- und langfristig entscheidende Effekte erzielen.“ Lutz Stratmann, Geschäftsführer der Demografieagentur der Wirtschaft, verantwortlich für die Durchführung des Audits, ergänzt:„Wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter kennt und seine Arbeitsstrukturen danach ausrichtet, setzt die Basis für den langfristigen Erfolg einer Kommune.“
LaLiLu gewinnt den Demografiepreis
Für ihr gemeinsames Engagement zur Zukunftsfähigen Verwaltung wurden LaLiLu – so die offizielle Abkürzung der interkommunalen Zusammenarbeit – im März mit dem Deutschen Demografiepreis 2020 ausgezeichnet. Verliehen wird er Verwaltungen, Unternehmen und Organisationen, die in Zeiten des Demografiewandels und der Digitalisierung zukunftsfähige Strukturen schaffen und ihre Potenziale optimal nutzen. Die drei Bürgermeister: „Wir sehen das Zusammenwirken der Kassenmodelle mit dem INQA-Audit als bundesweites Modell zur Stärkung kommunaler Handlungsfähigkeit. Der Gewinn des Preises ist für uns Bestätigung und ein großer Motivationsschub für die Umsetzungsphase.“ Weitere Infos: Deutscher Demografiepreis
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Drei Kommunen trotzen dem Demografiewandel
Die drei Kommunen Lutter am Barenberge, Liebenburg und Langelsheim werden mit dem INQA-Audit zum Vorbild in der interkommunalen Zusammenarbeit.
Drei Kommunen im Vorharz stemmen sich mit dem Audit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) gegen den Fachkräftemangel und werden zum Vorbild funktionierender interkommunaler Zusammenarbeit.
Sie liegen umgeben von sanften Hügeln und Wäldern im Vorharz: die Kommunen Lutter am Barenberge, Liebenburg und die Stadt Langelsheim. Die Region hat einen großen Erholungsfaktor. Doch wenn es um Arbeitskräfte für die Verwaltung geht, wird die ländliche Idylle zum Problem. „Wir stehen bei der Fachkräftegewinnung nicht nur in Konkurrenz zur Wirtschaft, sondern auch zu Angeboten umliegender größerer Arbeitgeber der öffentlichen Verwaltung, zum Beispiel Landes- und Bundesbehörden oder Stadt- oder Landkreisverwaltungen in Goslar, Salzgitter oder Braunschweig“, sagt Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse. „Es ist bereits absehbar, dass sich das Problem in den kommenden Jahren noch verschärft und Wissen weiter verloren geht.“ Wie ihm geht es vielen Gemeinden auf dem deutschen Land. Zum Bewältigen immer komplexerer Verwaltungsaufgaben gibt es immer weniger Fachkräfte. Doch Jammern ist nicht Hesses Ding. „Wir können aktiv handeln und gegensteuern. Wir müssen uns zuallererst um die bestehende Belegschaft kümmern. Ist sie psychisch und physisch gesund und motiviert, trägt sie entscheidend zu unserem positiven Arbeitgeberimage bei.“
Synergien durch interkommunale Zusammenarbeit
Einen weiteren starken Hebel gegen den Fachkräftemangel sieht Hesse in der interkommunalen Zusammenarbeit. Hesse: „Das Nutzen von Synergien wird gerade bei kleinen Kommunen mit angespannten Haushaltslagen und Mitarbeitermangel immer wieder gefordert. Doch trotz der Gleichartigkeit der Verwaltungsstrukturen scheitern Modelle in der Praxis oft am gegenseitigen Unverständnis für die Bedürfnisse der anderen.“
Einen ersten großen Schritt zur vertrauensvollen interkommunalen Zusammenarbeit machte Liebenburg mit der Teilnahme am Präventionsmodell des Braunschweigischen Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes (BS GUV). Im Präventionsmodell erarbeiten die Teilnehmer Maßnahmen in den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Betriebliches Eingliederungsmanagement, Betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie. Hier tauschte sich Liebenburg mit den Nachbarkommunen Stadt Langelsheim und der Samtgemeinde Lutter am Barenberge aus.
INQA-Audit ergänzt Kassenangebot
„Begonnen hat unsere Kooperation im Mai 2018. Im Präventionsmodell entwickelten wir Ideen, die wir alleine nicht gehabt hätten“, erklärt Lutters Bürgermeister Bodo Mahns. Im Präventionsmodell lernten die Bürgermeister das Audit der Initiative Neue Qualität der Arbeit „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ (siehe Infokasten) als ergänzende und weitergehende Maßnahme mit kompetenter externer Prozessbegleitung kennen. Entwickelt wurde es im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales von den Sozialpartnern, mit der Durchführung ist die Demografieagentur der Wirtschaft betraut. Für alle drei Bürgermeister war klar: Das Audit legt die Basis für eine umfassende interkommunale Zusammenarbeit und stärkt gleichzeitig die Unternehmenskultur und damit die Arbeitgebermarke aller drei Verwaltungen. Langelsheims Bürgermeister Ingo Henze fasst zusammen: „Wir finden das INQA-Audit aus drei Gründen ideal: Es wird von den Mitarbeitern selbst durchgeführt. Alle beschlossenen Maßnahmen haben dadurch eine viel höhere Akzeptanz in der Belegschaft. Personalthemen, die wir bereits durch das Präventionsmodell auf dem Schirm hatten, bringen wir in ‚Zukunftsfähige Unternehmenskultur’ ein und sparen Doppelarbeit. Uns war vor allem wichtig: Wir können das INQA-Audit zusammen machen und auch in den Handlungsfeldern Führung, Chancengleichheit und im Zeitalter der Digitalisierung vor allem beim entscheidenden Thema Wissen und Kompetenzen voneinander profitieren.“
Gemeinsam und individuell – Beides ist möglich
Die anonyme Mitarbeiterbefragung zu Beginn des Audits führte jede Verwaltung alleine durch. Für alle drei war es wichtig, den IST-Stand ihrer Unternehmenskultur zu bestimmen. Doch bereits zum Entwicklungsworkshop unter Leitung der externen Prozessbegleiterin Irene Stroot (Demografieagentur) kamen 30 Teilnehmer aus allen Arbeitsbereichen der drei Kommunen sowie Vertreter des GUV und der Krankenkassen zusammen. Die Teilnehmer teilten sich in interkommunale Kleingruppen auf. Basierend auf den Ergebnissen der Befragung wurde eine Vielzahl möglicher Ansatzpunkte diskutiert. Diese waren die Grundlage für die Benennung konkreter Maßnahmen „Es wurde offen, manchmal kontrovers aber immer wertschätzend diskutiert. Ich fand das beeindruckend“, so Irene Stroot. „Die Analyse der Befragung hat gezeigt, dass wir als 11.000-Einwohner-Stadt im Bereich Gesundheit noch nicht so weit sind wie die 8.000-Einwohner-Gemeinde Liebenburg. Das war für uns sehr interessant“, betont Ingo Henze.
Entscheidende Effekte
Gemeinsam beschloss die interkommunale Projektgruppe 18 Maßnahmen. Sie müssen in den kommenden zwei Jahren konsequent umgesetzt werden. Nur dann sind die Kommunen berechtigt, das Zertifikat „Zukunftsfähige Unternehmenskultur“ zu tragen. Verabschiedet wurden individuelle Maßnahmen jeder Kommune, aber auch zahlreiche Themen, welche zwei oder sogar „LaLiLu“ zusammen stemmen werden. Entstehen soll zum Beispiel ein interkommunales Leitbild für gesundes Führen oder ein gemeinsames Angebot an Gesundheitskursen. Im Bereich Weiterbildung wollen sich die drei Kommunen gemeinsam auf den Weg machen und beispielsweise das Lernen am Arbeitsplatz systematisieren. Wichtig ist für alle Drei, die Wertschätzung untereinander zu verbessern. Sie soll sich konkret in der täglichen Zusammenarbeit und im Umgang der Führungskräfte mit den Beschäftigten wiederspiegeln. Es soll zukünftig regelmäßige Dienstbesprechungen geben mit dem Ziel, die Information und Partizipation der Beschäftigten zu verbessern. Irene Stroot steht Liebenburg, Langelsheim und Lutter als Prozessbegleiterin die ganze Zeit weiter zur Seite. Durch die interkommunalen Workshops kann die Diplom-Pädagogin mehr Beratungstage anbieten und auch konkrete fachliche Expertise einbringen – ein weiterer Vorteil der Zusammenarbeit. Vereinbart wurde beispielsweise eine Beratung zur Steigerung der Qualität der Kinderbetreuung in den Tagesstätten durch Teamentwicklung und Weiterbildung.
Die drei Bürgermeister sind bereits jetzt überzeugt: „Wir werden mittel- und langfristig entscheidende Effekte erzielen.“ Lutz Stratmann, Geschäftsführer der Demografieagentur der Wirtschaft, verantwortlich für die Durchführung des Audits, ergänzt:„Wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter kennt und seine Arbeitsstrukturen danach ausrichtet, setzt die Basis für den langfristigen Erfolg einer Kommune.“
LaLiLu gewinnt den Demografiepreis
Für ihr gemeinsames Engagement zur Zukunftsfähigen Verwaltung wurden LaLiLu – so die offizielle Abkürzung der interkommunalen Zusammenarbeit – im März mit dem Deutschen Demografiepreis 2020 ausgezeichnet. Verliehen wird er Verwaltungen, Unternehmen und Organisationen, die in Zeiten des Demografiewandels und der Digitalisierung zukunftsfähige Strukturen schaffen und ihre Potenziale optimal nutzen. Die drei Bürgermeister: „Wir sehen das Zusammenwirken der Kassenmodelle mit dem INQA-Audit als bundesweites Modell zur Stärkung kommunaler Handlungsfähigkeit. Der Gewinn des Preises ist für uns Bestätigung und ein großer Motivationsschub für die Umsetzungsphase.“ Weitere Infos: Deutscher Demografiepreis
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